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Hallo und herzlich Willkommen zu einem weiteren Teil meiner Astrofotografie Serie. In dem letzten Teilen der Serie habe ich vorgestellt, welches Equipment man benötigt und welche Bilder man für das Stacken erstellen sollte. Dabei habe ich am Beispiel vom Deep Sky Stacker gezeigt, wie aus den Einzelaufnahmen ein fertig gestacktes Bild entsteht. Mittlerweile hab ich eine andere Software entdeckt, die zu meiner Lieblingssoftware für das Entwickeln und Bearbeiten von Astro-Bilder geworden ist – nämlich Siril.
Siril
Astronomical image processing tool
Homepage: https://siril.org/
Siril ist verfügbar für Linux, Windows und MacOS. Wir werden uns mit der Windows Version beschäftigen. Die eigentlichen Arbeitsschritte bleiben aber die gleichen, egal ob ihr mit einer anderen Plattform, wie beispielsweise Linux unterwegs seid.
Installation von Siril
Öffnet im Browser die URL https://siril.org/. Ihr gelangt nun auf die Website von Siril.
Ladet nun die für euer Betriebssystem passende Version herunter und installiert diese. Nach der Installation findet ihr eine Verknüpfung auf euren Desktop. Diese öffnen wir per Doppelklick.
Nach dem Start seht ihr die Oberfläche von Siril.
Siril ist im Grunde (so verstehe ich es) eine Sammlung von Tools, die man über die Kommandozeile ausführen kann, um Astrofotografie-Bilder zu stacken. Man kann diese Befehle in dem Feld „Befehlszeile“ eingeben. Allerdings muss man sich dazu mit den Tools auskennen, was denke ich, eine gewisse Einarbeitungszeit erfordert. Aber zum Glück gibt es fertige Skripte, die uns die Arbeit erleichtern. Doch bevor wir anfangen, müssen wir zuerst eine Projektstruktur vorbereiten, die von den Skripten erwartet wird.
Vorbereitung der Projektstruktur
Damit die Skripte funktionieren, müssen wir auf unserer Festplatte ein Verzeichnis mit folgenden Unterverzeichnissen erstellen:
Wichtig sind die Unterordner „biases“, „darks“, „flats“ und „lights“. Wie die Namen schon vermuten lassen, sind damit die verschiedenen Typen von Bildern gemeint. Kopiert also eure Bias-Frames in das Verzeichnis „biases“, Dark-Frames in das Verzeichnis „darks“, Flat-Frames in das Verzeichnis „flats“ und die Light-Frames in das Verzeichnis „lights“.
Projekt in Siril öffnen
Nun, da wir unsere Projektstruktur erstellt und die Dateien in die entsprechenden Verzeichnisse kopiert haben, können wir das Projekt in Siril öffnen um mit dem Stacken zu starten. Dazu klickt auf das blaue Häuschen (1) und öffnet den Ordner auf eurer Festplatte, der die erstellten Unterordner enthält (2). Danach klickt Ihr auf „Öffnen“ (3).
Bildverarbeitung starten
Jetzt weis Siril, in welchem Verzeichnis die Dateien liegen. Wir können nun mit der Verarbeitung (stacken) unserer Astro-Bilder beginnen. Öffnet dazu das „Skripte“ Menü, und wählt dort „OSC_Preprocessing“ aus.
Siril fängt nun an, eure Bilder zu stacken. Ihr könnt den Fortschritt in der „Konsole“ sehen. Dort werden euch die Ausgaben der einzelnen Schritte ausgegeben. Dieser Vorgang dauert entsprechend und hängt von eurer Hardware und der Anzahl der zu verarbeitenden Bildern ab. Ihr könnt in der Zwischenzeit etwas zum Snacken besorgen, oder einen Tee oder Kaffee genießen.
Erste Nachbearbeitung des gestackten Bildes
Nachdem Siril fertig mit dem Stacken ist, befindet sich in eurem Projekt-Verzeichnis die Datei „result.fit“. Diese Datei öffnen wir nun in Siril indem wir auf „Öffnen“ (1) klicken und in dem Datei-Dialog die Datei „result.fit“ auswählen (2). Öffnet die Datei indem ihr auf „Öffnen“ (3) klickt.
Das Bild entspricht jetzt nicht wirklich euren Vorstellungen, weil es noch sehr dunkel ist. Wir müssen also erst einmal ein paar grundlegende Schritte ausführen – wir müssen das Bild „stretchen“. Wechselt dazu in den „Auto-Strech“ Modus.
Nun sollte euer Bild wie bei mir aussehen.
Das sieht nun deutlich besser aus. Wir können jetzt mit der Nachbearbeitung des Bildes beginnen.
Bild freistellen
Da mein Objektiv leider eine ziemliche Randverzeichnung aufweist, schneide ich das Bild zuerst auf den gewünschten Bereich zu. Klickt dazu mit der linken Maustaste in das Bild und zieht einen Rahmen um den Bereich den ihr später als Bild haben wollt. Ihr könnt den Bereich danach mit gedrückter linker Maustaste noch verschieben, so lange bis alles passt. Danach öffnen wir das Kontext-Menu mit einem rechten Mausklick und wählen „Zuschnitt“ aus.
Hintergrund entfernen
Bevor wir anfangen die Farben herauszuarbeiten, entfernen wir zuerst den Hintergrund. Das geht in Siril recht einfach. Öffnet dazu das Menu „Bildbearbeitung“ und wählt dort „Hintergrund-Extraktion…“ aus.
Man kann nun mit der linken Maustaste Bereiche definieren, die zum Hintergrund gehören. Solltet Ihr dabei eine Markierung falsch gesetzt haben, lässt sich diese durch einen rechten Mausklick wieder entfernen. Wem das zu mühselig ist, der kann die Markierungen auch automatisch generieren lassen. Klickt dazu einfach im Dialog auf den blauen Button „Generiere“. Danach könnt ihr Markierungen mit der rechten Maustaste entfernen, wenn ihr meint das diese nicht dort hingehören. Im Fall des Milchstraßenausschnitts sieht das bei mir am Ende wie folgt aus:
Ihr seht nun, dass ich die Markierungen bei den Bereiche der Milchstraße entfernt habe, wo normalerweise die Gaswolken zu sehen wären. Danach klickt ihr auf „Anwenden“, damit der Hintergrund entfernt wird. Achtet bitte dabei darauf, nur einmal auf „Anwenden“ zu klicken, da der Dialog nach dem Anklicken nicht geschlossen wird und man dadurch die Funktion versehentlich doppelt ausführen kann.
Farbkalibrierung durchführen
Nachdem wir den Hintergrund entfernt haben, müssen wir die Farbkalibrierung durchführen. Dass dies notwendig ist, sieht man am einfachsten, wenn wir vom Standard-Rot Kanal auf den RGB Kanal wechseln.
Das Bild hat einen enormen Grünstich. Wechselt nun wieder auf den Rot-Kanal um mit der Farbkalibrierung zu starten. Siril bietet uns zwei Möglichkeiten der Farbkalibrierung.
- Die einfache Farbkalibrierung
Hier werden lediglich für alle Farbkanäle der Hintergrund neutralisiert und ein automatischer Weißabgleich durchgeführt. - Die Photometrische Farbkalibrierung
Hierbei wird das aktuelle Bild mit einem Sternenkatalog abgeglichen um die korrekten Farben zu ermittelt. Diese Art der Kalibrierung ist zwar die genaueste – aber auch die komplexeste.
Da ich mich noch nicht mit der Photometrischen Kalibrierung beschäftig habe, verwenden wir vorerst die einfache Farbkalibrierung. Öffnet also das Bildbearbeiten-Menu und wählt dort unter „Farbkalibrierung“ den Eintrag „Farbkalibrierung…“ aus.
Wir wählen nun zuerst in unserem Bild eine sternenlose Region aus. Dazu halten wir die linke Maustaste gedrückt und ziehen einen Rahmen, der die Region selektiert. Anschließend verwenden wir diesen Bereich im Dialog unter „Hintergrund Referenz“. Dazu klicken wir auf „Verwende aktuelle Auswahl“ – und danach klicken wir auf „Hintergrund Neutralisation“.
Nun selektieren wir einen sternenreichen Bereich im Bild. Im Abschnitt „Weiß-Referenz“ legen wir diesen Bereich über „Verwende aktuelle Auswahl“ fest, und klicken anschließend auf „Anwenden“. Danach können wir den Dialog schließen – die einfache Farbkalibrierung ist abgeschlossen.
Schaltet nun zurück in den RGB Kanal und euer Bild sollte schon bedeutend besser aussehen. Da in der Regel noch ein geringer Grünstich vorhanden ist, können wir nun den Menüpunkt „Grünrauschen entfernen “ aufrufen.
Jetzt sind wir endgültig mit der Kalibrierung fertig.
Sättigung erhöhen
Wir können nun die Farbsättigung geringfügig erhöhen. Wählt unter „Bildbearbeitung“ den Menüpunkt „Farbsättigung“ aus. Lasst den Farbton auf „Global“ stehen und erhöht die Anzahl bis etwas mehr Farbe im Bild zu sehen ist. Ich reduziere bei mir gelegentlich auch den Hintergrundfaktor ein wenig.
Bild stretchen
Nun müssen wir das Bild strecken. Dazu wechseln wir die Anzeige von „Auto-Stretch“ zurück auf „Linear“. Der RGB Modus muss beibehalten werden. Anschließend verwenden wir die „Asinh Transformation“, um beim Stretchen die Farben zu erhalten.
Erhöht nun den Streckfaktor. Lasst den Schwarz-Punkt-Wert auf Null stehen und entfernt das Häkchen bei „Benutze RGB-Farbraum“.
Nun starten wir die Histogramm Transformation (Bild stretchen). Dies kann entweder automatisch oder manuell vorgenommen werden. Ich verwende hier einfach die automatische Transformation.
Nach der Transformation sieht das Bild dann so aus.
Wir verwenden nun erneut die Asinh Transformation aus, dieses mal allerdings nur für den Schwarz-Punkt. Schiebt dazu den Regler nach rechts und betrachtet dabei euer Bild. Wenn euch das Ergebnis gefällt, klickt ihr auf Anwenden
Unser fertiges Bild sieht nun so aus.
Wir können nun unser fertiges Bild als TIFF abspeichern, um es beispielsweise mit Photoshop oder Gimp weiter zu verfeinern. Klickt dazu mit der rechten Maustaste auf das Bild und wählt beispielsweise „Speichere RGB-Bild als TIFF“ aus.
Schlusswort
Vielleicht versteht ihr jetzt, weshalb ich so begeistert von Siril bin. Ich finde die Software ist sehr übersichtlich und leistungsfähig – und man hat im Grunde alle wichtigen Funktionen in einem einzigen Tool. Probiert es ruhig aus, und macht euch selbst ein Bild davon 🙂
Auf schöne Fotos – und vielen Dank fürs Lesen 🙂
Hallo
Vielen Dank für Deine Ausführungen, die mir sehr geholfen hat mich mit Siril auseinander zu setzten.
Grüsse Roger