Astrofotografie – Stacken mit Siril

Hallo und herzlich Willkommen zu einem weiteren Teil meiner Astrofotografie Serie. In dem letzten Teilen der Serie habe ich vorgestellt, welches Equipment man benötigt und welche Bilder man für das Stacken erstellen sollte. Dabei habe ich am Beispiel vom Deep Sky Stacker gezeigt, wie aus den Einzelaufnahmen ein fertig gestacktes Bild entsteht. Mittlerweile hab ich eine andere Software entdeckt, die zu meiner Lieblingssoftware für das Entwickeln und Bearbeiten von Astro-Bilder geworden ist – nämlich Siril.

macbook

Siril

Astronomical image processing tool
Homepage: https://siril.org/

Siril ist verfügbar für Linux, Windows und MacOS. Wir werden uns mit der Windows Version beschäftigen. Die eigentlichen Arbeitsschritte bleiben aber die gleichen, egal ob ihr mit einer anderen Plattform, wie beispielsweise Linux unterwegs seid.

Installation von Siril

Öffnet im Browser die URL https://siril.org/. Ihr gelangt nun auf die Website von Siril.

Siril Homepage
Siril Homepage

Ladet nun die für euer Betriebssystem passende Version herunter und installiert diese. Nach der Installation findet ihr eine Verknüpfung auf euren Desktop. Diese öffnen wir per Doppelklick.

Siril - Desktop Verknüpfung
Siril – Desktop Verknüpfung

Nach dem Start seht ihr die Oberfläche von Siril.

Siril - Die Oberfläche von Siril
Siril – Die Oberfläche von Siril sieht seht aufgeräumt aus

Siril ist im Grunde (so verstehe ich es) eine Sammlung von Tools, die man über die Kommandozeile ausführen kann, um Astrofotografie-Bilder zu stacken. Man kann diese Befehle in dem Feld „Befehlszeile“ eingeben. Allerdings muss man sich dazu mit den Tools auskennen, was denke ich, eine gewisse Einarbeitungszeit erfordert. Aber zum Glück gibt es fertige Skripte, die uns die Arbeit erleichtern. Doch bevor wir anfangen, müssen wir zuerst eine Projektstruktur vorbereiten, die von den Skripten erwartet wird.

Vorbereitung der Projektstruktur

Damit die Skripte funktionieren, müssen wir auf unserer Festplatte ein Verzeichnis mit folgenden Unterverzeichnissen erstellen:

Siril - Projektstruktur
Siril – Projektstruktur

Wichtig sind die Unterordner „biases“, „darks“, „flats“ und „lights“. Wie die Namen schon vermuten lassen, sind damit die verschiedenen Typen von Bildern gemeint. Kopiert also eure Bias-Frames in das Verzeichnis „biases“, Dark-Frames in das Verzeichnis „darks“, Flat-Frames in das Verzeichnis „flats“ und die Light-Frames in das Verzeichnis „lights“.

Projekt in Siril öffnen

Nun, da wir unsere Projektstruktur erstellt und die Dateien in die entsprechenden Verzeichnisse kopiert haben, können wir das Projekt in Siril öffnen um mit dem Stacken zu starten. Dazu klickt auf das blaue Häuschen (1) und öffnet den Ordner auf eurer Festplatte, der die erstellten Unterordner enthält (2). Danach klickt Ihr auf „Öffnen“ (3).

Siril - ein Projekt öffnen
Siril – ein Projekt öffnen

Bildverarbeitung starten

Jetzt weis Siril, in welchem Verzeichnis die Dateien liegen. Wir können nun mit der Verarbeitung (stacken) unserer Astro-Bilder beginnen. Öffnet dazu das „Skripte“ Menü, und wählt dort „OSC_Preprocessing“ aus.

Siril – starten des Preprocessing Skripts

Siril fängt nun an, eure Bilder zu stacken. Ihr könnt den Fortschritt in der „Konsole“ sehen. Dort werden euch die Ausgaben der einzelnen Schritte ausgegeben. Dieser Vorgang dauert entsprechend und hängt von eurer Hardware und der Anzahl der zu verarbeitenden Bildern ab. Ihr könnt in der Zwischenzeit etwas zum Snacken besorgen, oder einen Tee oder Kaffee genießen.

Siril - Start des Bilder-Stacken
Siril – Start der Bild-Verarbeitung

Erste Nachbearbeitung des gestackten Bildes

Nachdem Siril fertig mit dem Stacken ist, befindet sich in eurem Projekt-Verzeichnis die Datei „result.fit“. Diese Datei öffnen wir nun in Siril indem wir auf „Öffnen“ (1) klicken und in dem Datei-Dialog die Datei „result.fit“ auswählen (2). Öffnet die Datei indem ihr auf „Öffnen“ (3) klickt.

Siril - gestacktes Bild öffnen
Siril – gestacktes Bild öffnen

Das Bild entspricht jetzt nicht wirklich euren Vorstellungen, weil es noch sehr dunkel ist. Wir müssen also erst einmal ein paar grundlegende Schritte ausführen – wir müssen das Bild „stretchen“. Wechselt dazu in den „Auto-Strech“ Modus.

Siril - wechsel zu Auto-Stretch
Siril – wechsel zu Auto-Stretch

Nun sollte euer Bild wie bei mir aussehen.

Siril - gestacktes Bild nach Auto-Stretch
Siril – Bild nach Auto-Stretch

Das sieht nun deutlich besser aus. Wir können jetzt mit der Nachbearbeitung des Bildes beginnen.

Bild freistellen

Da mein Objektiv leider eine ziemliche Randverzeichnung aufweist, schneide ich das Bild zuerst auf den gewünschten Bereich zu. Klickt dazu mit der linken Maustaste in das Bild und zieht einen Rahmen um den Bereich den ihr später als Bild haben wollt. Ihr könnt den Bereich danach mit gedrückter linker Maustaste noch verschieben, so lange bis alles passt. Danach öffnen wir das Kontext-Menu mit einem rechten Mausklick und wählen „Zuschnitt“ aus.

Siril - Bild zuschneiden
Siril – Bild zuschneiden

Hintergrund entfernen

Bevor wir anfangen die Farben herauszuarbeiten, entfernen wir zuerst den Hintergrund. Das geht in Siril recht einfach. Öffnet dazu das Menu „Bildbearbeitung“ und wählt dort „Hintergrund-Extraktion…“ aus.

Man kann nun mit der linken Maustaste Bereiche definieren, die zum Hintergrund gehören. Solltet Ihr dabei eine Markierung falsch gesetzt haben, lässt sich diese durch einen rechten Mausklick wieder entfernen. Wem das zu mühselig ist, der kann die Markierungen auch automatisch generieren lassen. Klickt dazu einfach im Dialog auf den blauen Button „Generiere“. Danach könnt ihr Markierungen mit der rechten Maustaste entfernen, wenn ihr meint das diese nicht dort hingehören. Im Fall des Milchstraßenausschnitts sieht das bei mir am Ende wie folgt aus:

Siril - automatisch generierte Markierungen für den Hintergrund
Siril – automatisch generierte Markierungen für den Hintergrund

Ihr seht nun, dass ich die Markierungen bei den Bereiche der Milchstraße entfernt habe, wo normalerweise die Gaswolken zu sehen wären. Danach klickt ihr auf „Anwenden“, damit der Hintergrund entfernt wird. Achtet bitte dabei darauf, nur einmal auf „Anwenden“ zu klicken, da der Dialog nach dem Anklicken nicht geschlossen wird und man dadurch die Funktion versehentlich doppelt ausführen kann.

Farbkalibrierung durchführen

Nachdem wir den Hintergrund entfernt haben, müssen wir die Farbkalibrierung durchführen. Dass dies notwendig ist, sieht man am einfachsten, wenn wir vom Standard-Rot Kanal auf den RGB Kanal wechseln.

Siril - wechsel zum RGB Modus
Siril – wechsel zum RGB Modus

Das Bild hat einen enormen Grünstich. Wechselt nun wieder auf den Rot-Kanal um mit der Farbkalibrierung zu starten. Siril bietet uns zwei Möglichkeiten der Farbkalibrierung.

  1. Die einfache Farbkalibrierung
    Hier werden lediglich für alle Farbkanäle der Hintergrund neutralisiert und ein automatischer Weißabgleich durchgeführt.
  2. Die Photometrische Farbkalibrierung
    Hierbei wird das aktuelle Bild mit einem Sternenkatalog abgeglichen um die korrekten Farben zu ermittelt. Diese Art der Kalibrierung ist zwar die genaueste – aber auch die komplexeste.

Da ich mich noch nicht mit der Photometrischen Kalibrierung beschäftig habe, verwenden wir vorerst die einfache Farbkalibrierung. Öffnet also das Bildbearbeiten-Menu und wählt dort unter „Farbkalibrierung“ den Eintrag „Farbkalibrierung…“ aus.

Siril - normale Farbkalibrierung auswählen
Siril – normale Farbkalibrierung auswählen

Wir wählen nun zuerst in unserem Bild eine sternenlose Region aus. Dazu halten wir die linke Maustaste gedrückt und ziehen einen Rahmen, der die Region selektiert. Anschließend verwenden wir diesen Bereich im Dialog unter „Hintergrund Referenz“. Dazu klicken wir auf „Verwende aktuelle Auswahl“ – und danach klicken wir auf „Hintergrund Neutralisation“.

Siril - Farbkalibrierung Hintergrund neutralisieren
Siril – Farbkalibrierung Hintergrund neutralisieren

Nun selektieren wir einen sternenreichen Bereich im Bild. Im Abschnitt „Weiß-Referenz“ legen wir diesen Bereich über „Verwende aktuelle Auswahl“ fest, und klicken anschließend auf „Anwenden“. Danach können wir den Dialog schließen – die einfache Farbkalibrierung ist abgeschlossen.

Siril - Weißabgleich durchführen
Siril – Weißabgleich durchführen

Schaltet nun zurück in den RGB Kanal und euer Bild sollte schon bedeutend besser aussehen. Da in der Regel noch ein geringer Grünstich vorhanden ist, können wir nun den Menüpunkt „Grünrauschen entfernen “ aufrufen.

Jetzt sind wir endgültig mit der Kalibrierung fertig.

Sättigung erhöhen

Wir können nun die Farbsättigung geringfügig erhöhen. Wählt unter „Bildbearbeitung“ den Menüpunkt „Farbsättigung“ aus. Lasst den Farbton auf „Global“ stehen und erhöht die Anzahl bis etwas mehr Farbe im Bild zu sehen ist. Ich reduziere bei mir gelegentlich auch den Hintergrundfaktor ein wenig.

Siril - Farbsättigung erhöhen
Siril – Farbsättigung erhöhen

Bild stretchen

Nun müssen wir das Bild strecken. Dazu wechseln wir die Anzeige von „Auto-Stretch“ zurück auf „Linear“. Der RGB Modus muss beibehalten werden. Anschließend verwenden wir die „Asinh Transformation“, um beim Stretchen die Farben zu erhalten.

Erhöht nun den Streckfaktor. Lasst den Schwarz-Punkt-Wert auf Null stehen und entfernt das Häkchen bei „Benutze RGB-Farbraum“.

Siril - Bild strecken
Siril – Bild strecken

Nun starten wir die Histogramm Transformation (Bild stretchen). Dies kann entweder automatisch oder manuell vorgenommen werden. Ich verwende hier einfach die automatische Transformation.

Siril - Histogramm Transformation
Siril – Histogramm Transformation

Nach der Transformation sieht das Bild dann so aus.

Siril - Histogramm Transformation durchgeführt
Siril – Histogramm Transformation durchgeführt

Wir verwenden nun erneut die Asinh Transformation aus, dieses mal allerdings nur für den Schwarz-Punkt. Schiebt dazu den Regler nach rechts und betrachtet dabei euer Bild. Wenn euch das Ergebnis gefällt, klickt ihr auf Anwenden

Siril - Schwarz-Punkt korrektur
Siril – Schwarz-Punkt korrektur

Unser fertiges Bild sieht nun so aus.

Siril – fertiges Bild

Wir können nun unser fertiges Bild als TIFF abspeichern, um es beispielsweise mit Photoshop oder Gimp weiter zu verfeinern. Klickt dazu mit der rechten Maustaste auf das Bild und wählt beispielsweise „Speichere RGB-Bild als TIFF“ aus.

Schlusswort

Vielleicht versteht ihr jetzt, weshalb ich so begeistert von Siril bin. Ich finde die Software ist sehr übersichtlich und leistungsfähig – und man hat im Grunde alle wichtigen Funktionen in einem einzigen Tool. Probiert es ruhig aus, und macht euch selbst ein Bild davon 🙂

Auf schöne Fotos – und vielen Dank fürs Lesen 🙂

Astrofotografie – Bilder stacken

Hallo und herzlich Willkommen zum zweiten Teil der Astrofotografie Serie. Im ersten Teil der Serie bin ich auf die Basics eingegangen, also was man benötigt, wie man einen Standort findet und welche Einstellungen man an der Kamera vornehmen sollte. In diesem Teil der Serie geht es um die Aufnahme Technik, und wie wir die Bilder Später mit spezieller Software stacken (stapeln) können.

Ich werde versuchen zu erklären, was Bias-, Dark-, Offset- und Light-Frames sind, wie man diese erstellt, und wie diese bei der späteren Bearbeitung verwendet werden.

Weshalb Bilder stacken?

Stacking in der Fotografie meint das Zusammenführen mehrerer Bilder zu einem Gesamtfoto. Dabei unterscheidet man folgende Fälle:

  • Fokus-Stacking

Beim Fokus-Stacking werden Aufnahmen mit unterschiedlicher Schärfenlage (Fokus) kombiniert. Das daraus resultierende Einzelbild besitzt dadurch eine sehr große Schärfentiefe. Diese Technik wird vor allem in der Makrofotografie verwendet. In der Astrofotografie jedoch hat diese Technik keine Verwendung, da selbst der Entfernungsunterschied zwischen Mond und entfernten Galaxien keine Rolle spielt.

  • Exposure-Stacking

Hierbei werden Aufnahmen mit unterschiedlichen Belichtungszeiten kombiniert. Dazu reichen bereits drei Fotos, wobei eines unterbelichtet, eines normal und eines überbelichtet ist. Durch die Kombination der einzelnen Bilder erhält man Bilder mit schön ausbalancierte Schatten und Lichtern – sowie einen „dramatischen“ Bildeffekt. Das nennt man dann HDR-Foto (High Dynamic Range). Moderne Kameras beinhalten diese Funktion bereits.

In der Astrofotografie spricht man oft genug nur vom Stacking und meint damit eine Methode, bei der 10, 20 oder auch hunderte Einzelbilder überlagert werden. Im Gegensatz zu HDR-Fotos haben die Einzelbilder identische Aufnahmeeinstellungen – also ISO, Blende, Belichtungszeit und Brennweite.

Aber wo liegt denn nun die Verbesserung, wenn ich 100 identische Fotos zusammenführe? Die sind doch alle gleich!

Das ist eben nicht so. Die Bilder unterscheiden sich minimal, vor allen in den dunklen Bereichen, wo sich das Rauschen stärker auswirkt. Das Rauschen ist von Bild zu Bild unterschiedlich. Zudem wollen wir schwächste Details verstärken. Bildet man den Mittelwert vieler überlagerter Bilder, so bleibt die Helligkeit der Objekte – auch der schwachen – unverändert, wohingegen das Rauschen im Bild immer schwächer wird.

Rauschfreie Bilder lassen sich viel besser nachbearbeiten. So kann man beispielsweise mit einer Nachschärfung des Bildes feine Details hervorbringen, ohne das Rauschen damit zu verstärken.

Welche Bilder sollte ich für das Stacken erstellen

Für den Anfang sollte man mindestens 20 Bilder mit identischen Einstellungen erstellt. Dies genügt eigentlich für das erste Stacken. Allerdings wird das Ergebnis nicht wirklich toll werden. Um wirklich gute Bilder zu erhalten, sollte man zusätzlich zu den Bildern Dark-, Flat-, Light- und Bias-Frames erstellen. Klingt kompliziert, aber das ist es nicht. Man muss nur wissen, was sich hinter den einzelnen Begriffen verbirgt.

Lightframes

Die Lightframes sind die eigentlichen Bilder die wir mit unserer Kamera vom Sternenhimmel erzeugen. Diese Bilder sind die Grundlage zum Stacken.

Darkframes

Darkframes werden dazu verwendet, um das Dunkelrauschen, Verstärkerglühen, sowie Hot- und Dark-Pixel aus dem Lightframe zu entfernen. Alle DSLRs und CCD Kameras, die einen CMOS oder CCD Sensor verwenden, erzeugen ein sogenanntes elektronisches Dunkelrauschen. Das Dunkelrauschen hängt dabei von der Belichtungszeit, der Temperatur und der verwendeten ISO Einstellung ab.

Die einfachste Möglichkeit diese zu erstellen ist indem man Aufnahmen im Dunkeln (das sagt ja der Name) macht – mit geschlossenem Objektiv. Wichtig ist hier, das diese Bilder bei gleicher Temperatur, Belichtungszeit und ISO Einstellung wie die Lightframes erstellt werden. Wenn man draußen fotografiert, ist die Temperatur oft gleichbleibend. Man kann diese Bilder also auch nach der eigentlichen Aufnahme der Lightframes erstellen. Sollte dies nicht der Fall sein und die Temperatur schwankt häufig, dann muss man nach jedem Lightframe ein Darkframe erstellen. Das kostet natürlich Zeit.

In der Regel solltet ihr 10-20 dieser Darkframes erstellen.

Biasframes (oder Offsetframes)

Diese dienen dazu, das Ausleserauschen des CCD oder CMOS Sensors von den Lightframes zu entfernen. Leider erzeugt jeder CCD oder CMOS Sensor beim Auslesen des Chips ein Störsignal.

Diese Art von Frames lässt sich sehr einfach erstellen. Wählt an eurer Kamera die kürzeste Belichtungszeit (beispielsweise 1/4000s oder 1/8000s – hängt von der Kamera ab) und nehmt eine Reihe von Bildern auf. Dazu lasst ihr das Objektiv, wie bei den Darkframes, geschlossen. Wie auch bei Darkframes ist hier der ISO Wert wichtig. Dieser sollte identisch zu den Lightframes sein. Allerdings interessiert uns hier nicht die Temperatur.

Auch hier sollten wir 10-20 Aufnahmen erstellen.

Flatframes

Flatframes werden dazu verwendet, um Vignettierung und ungleichmäßige Bildausleuchtung zu korrigieren. Wichtig ist, dass wir bei diesen Aufnahmen nicht die Position der Kamera verstellen. Auch darf sich der Fokus nicht verstellen, und wir brauchen die selben ISO Einstellungen wie für unsere Lightframes. Die Temperatur spielt hier auch keine Rolle.

Die einfachste Methode ist, wenn man über das Objektiv ein T-Shirt spannt. Achtet dabei darauf, dass sich keine Falten bilden. Dann haltet eine Taschenlampe vor das Objektiv und erstellt auch hier 10-20 Bilder. Verwendet am besten den AV Modus an eurer Kamera, damit die Bilder nicht über- oder unterbelichtet sind.

Tipp zur Organisation der verschiedenen Frames

Sofern eure Kamera die Möglichkeit zur Erstellung von Ordnern auf der Speicherkarte hat, ist dies die effektivste und einfachste Art, die aufgenommenen Bilder zu organisieren. Solltet Ihr hingegen nicht das Glück haben, so müsst ihr euch anders helfen. Ich habe mir angewöhnt, da meine Kamera es unterstützt, für jede Aufnahme Serie einen eigenen Ordner zu erstellen. Das ist einfach, und ich komme mit den Bildern nicht durcheinander. Ansonsten probiert einfach eine feste Reihenfolge einzuhalten:

Lightframes – Darkframes – Biasframes – Flatframes – Taschenlampe

Wenn ihr dann die Bilder von der Kamera kopiert, seht ihr immer wo eine neue Serie startet.

Software zum Stacken von Astrofotografie-Bildern

Es gibt viele Programme auf dem Markt, die zum Stacken von Bildern verwendet werden können. Ich stelle euch hier die beiden Programme vor, mit denen ich häufig meine Bilder bearbeite.

Deep Sky Stacker

Ich glaube, eines der bekanntesten Programme, zumindest für Windows User, ist Deep Sky Stacker. Den DSS (Deep Sky Stacker) gibt es kostenlos zum Download. Es gibt auch eine Live Variante, mit dieser Version werden die aufgenommenen Bilder direkt verrechnet, und man sieht, wie das fertige Bild entsteht. Die Live-Version ist aber kein Ersatz für das normale Programm, da diesem einige wichtige Berechnungs-Funktionen fehlen.

Aber für den Anfang solltet Ihr euch erst mit dem DSS vertraut machen.

http://deepskystacker.free.fr/german/index.html

Sequator

Wer sich bei den vielen Einstellungsmöglichkeiten von DSS nicht zurecht findet, der sollte auf jeden Fall einmal Sequator verwenden. Das Programm ist super leicht zu bedienen und deutlich flotter, als DSS – und das bei identischem Output.

Ein Problem das DSS ist, dass man beim Stacken Probleme bekommt, wenn im Vordergrund Objekte aufgenommen wurden. Beim Ausrichten der Sterne werden diese Objekte ebenfalls gedreht. Das Problem löst Sequator, indem man die Option „Freeze ground“ aktiviert. Mit einer Maske kann man nun angeben, welche Bereiche zum Vordergrund gehören. Diese werden dann bei der Ausrichtung der Bilder nicht mehr gedreht.

https://sites.google.com/view/sequator/introduction

Siril

Siril kann als vollständige Lösung verstanden werden, die von der Bild Vorbereitung über das Stacking bis hin zur Nachbearbeitung alles beinhaltet. Die Bedienung ist dabei recht einfach. Eine definierte Ordner-Struktur erstellen, Bilder in die Ordner kopieren, Skript starten, nachbearbeiten – fertig!

Wer lieber manuell die einzelnen Schritte durchführen möchte, kann dies jederzeit tun. Für den Anfang empfehle ich allerdings, lasst die Skripte laufen, die Ergebnisse können sich damit bereits sehen lassen.

Nachbearbeitung

Zum nachträglichen Bearbeiten der Bilder kann man Programme wie Photoshop oder Gimp verwenden. Mit diesen Programmen kann man schon sehr gute Ergebnisse erzielen. Allerdings kommen diese bei mir immer erst ganz zum Schluss zum Einsatz. Vorher nämlich bearbeite ich die Bilder in Fitswork.

Fitswork ist ein Programm speziell zur Nachbearbeitung von gestackten Astro-Bildern. Man kann mit Fitswork auch Bilder stacken, ich finde allerdings, dass das die anderen Tools besser können. Dementsprechend sollte man es besser für die Nachbearbeitung einsetzen.

Fitswork könnt ihr hier herunterladen:

https://www.fitswork.de/software/

Hands-On – genug palabert

Bevor ich mich hier noch weiter in Details verstricke, kommen wir doch einfach zum praktischen Teil. Ich werde euch jetzt anhand vom DSS vorstellen, wie ihr eure Bilder stacken könnt.

Ich gehe davon aus, dass ihr eure Bilder bereits auf dem heimischen Rechner gespeichert habt. DSS habt ihr ebenso auf dem Rechner installiert – dann kann es nun losgehen.

Deep Sky Stacker

Nach dem Öffnen von Deep Sky Stacker werden wir mit dem Hauptfenster begrüßt, das bei euch wie auf dem Bild aussieht. Auf der linken Seite finden wir verschiedene Menüs wie beispielsweise für den Import unserer Dateien, für die Bearbeitung von Bildern sowie für die Grundeinstellungen.

Deep Sky Stacker - Oberfläche
Deep Sky Stacker – Oberfläche nach dem ersten Start

Bevor wir uns lange mit den einzelnen Menüs auseinandersetzen, steigen wir direkt ein. Denn was ist besser als „learning by doing“ 🙂

Registrieren und Stracken

Deep Sky Stacker - Registrieren und Stacken

Hier beginnt unser Stacking-Abenteuer. Im Bereich „Registrieren und Stacken“ können wir nun unsere verschiedenen Bild-Typen in DSS laden. Dazu gibt es für jeden Bild-Typ ein entsprechendes Menu. Fangt nun an eure Bilder zu importieren, zuerst die Lightframes, dann die Darkframes und so weiter.

Eure importierten Bilder seht ihr nun in der Dateiliste im unteren Bereich von DSS.

Dort seht ihr bereits verschiedene Parameter aus euren Bildern, wie die verwendete Blende, die Belichtungszeit, Aufnahmedatum, ISO Einstellung und von welchen Typ (Art) das entsprechende Bild ist. Etwas weiter hinten in der Liste befindet sich eine Spalte mit der Anzahl der Sterne. Dort steht aktuell nichts, wir müssen nämlich die Bilder erst registrieren.

Bilder Registrieren

Deep Sky Stacker - Registrierungs Dialog

Dazu klicken wir nun in DSS zuerst auf „Alle auswählen“. Damit werden alle Bilder in der Dateiliste selektiert. Anschließend klicken wir auf „Ausgewählte Bilder registrieren“. In dem sich öffnenden Dialog können wir alle Werte so lassen, und bestätigen einfach mit „OK“.

DSS fängt nun an, die Bilder zu registrieren. Dabei werden verschiedene Aufgaben erledigt.

Deep Sky Stacker - Registrierung der Bilder
Deep Sky Stacker – Analyse und Registrierung der Bilder

Beispielsweise werden nun die Dark- und die Bias-Frames aufaddiert, zu einem Master-Dark bzw. Master-Bias. Danach fängt DSS an unsere Light-Frames zu analysieren. Dabei wird die Anzahl sichtbarer Sterne ermittelt und ggf. auch die Rotation der Bilder zueinander bestimmt. Diese müssen beim Stacken deckungsgleich sein, sonst hätten wir am Ende wohlmöglich Strichspuren.

Wenn DSS mit dem Registrieren fertig ist, könnt ihr nun in der Spalte „#Sterne“ die Anzahl sichtbarer Sterne sehen.

Bilder Stacken

Nachdem die Bilder registriert wurden, kann man mit dem eigentlichen Stacken der Bilder beginnen. Klickt dazu auf „Ausgewählte Bilder Stacken“.

Deep Sky Stacker - Einstellungen zum Stacken

Ihr seht nun folgenden Dialog mit den Standard-Einstellungen. Ich muss gestehen, das ich an dieser Stelle immer die empfohlenen Einstellungen verwende.

Wer gerne experimentieren möchte, oder am Ende unzufrieden mit dem Ergebnis ist, kann hier gerne an den Einstellungen drehen.

Für unser Beispiel verwenden wir aber die Standard-Einstellungen.

Klickt also auf „OK“ und startet damit den Vorgang. Die Dauer hängt von der Anzahl der Bilder ab, und auch von eurem Rechner. DSS fängt nun an die Dark- und Bias-Frames zu erstellen, und danach diese von den Light-Frames abzuziehen. Die einzelnen Light-Frames werden nun auch ausgerichtet, damit diese addiert werden können, und die Sterne im fertigen Bild übereinander liegen.

Deep Sky Stacker - Bilder werden verrechnet
Deep Sky Stacker – Stacking Vorgang

Das fertig gestackte Bild lädt DSS automatisch für euch. Das müsste in etwa wie folgt aussehen.

Deep Sky Stacker - nach dem Stacken
Deep Sky Stacker – Stacking abgeschlossen

Ihr habt nun die Möglichkeit, mit den verschiedenen Bearbeitungs-Möglichkeiten das Bild über RGB/K Levels, Luminanz und Sättigung zu bearbeiten.

Deep Sky Stacker - optimiertes Bild
Deep Sky Stacker – optimiertes Bild

Ihr könnt nun das Bild speichern, beispielsweise als FITS wenn ihr das Bild mit Fitswork bearbeiten möchtet, oder als TIFF falls ihr GIMP oder Photoshop bevorzugt.

Ich hoffe, euch hat dieser Beitrag gefallen und ich konnte euch mit meinem Halbwissen etwas helfen, noch schönere Fotos vom Sternenhimmel zu erstellen.

In einem weiteren Beitrag stelle ich euch das Stacken von Astrofotografie-Bildern mit der Software Siril vor.

Auf schöne Bilder – danke fürs Lesen!